Elke Tapper

Wenn ich von meinem Schreiben berichten soll, muss ich von meinem Leben berichten, da gibt’s einiges, ich werde demnächst 70.
Habe in 70er und 80er Jahren Texte geschrieben, die damals noch unter „Kurzgeschichten“ liefen, mit Titeln wie „Ein Thema für nach dem dritten Glas Bier“, „Strategien für den Alltag“ oder „Wie meine Cousine Ingeborg Mitglied des Dorothy L. Sayers Fanclubs wurde“.
War seit den 90ern regelmäßig in Schreibseminaren, meistens in der von vielen als Dilettantenschmiede/bessere Häkelkurse geschmähten Vhs, wo sehr gute Textarbeit gemacht wurde – danke, liebe Gisela Schalk!

Zu den 42er Autoren kam ich 2004 (oder war es 2003?), als ich kompetente Hilfe beim Schreiben meines Romans „Die 10 bis hundert Dinge, wegen derer man bleibt“ suchte. Jajaja, stimmt, ich hab‘s mit langen Titeln. Was daraus wurde? Die Erkenntnis, dass Romane nicht mein Ding sind. An den 42er Autoren lag es nicht, Ehrenwort.

Zwischen 2010 und 2020 schrieb ich hauptsächlich Tagebuch und Einkaufszettel, das aber mit großem Fleiß. Immerhin fand 2010 die einzige Veröffentlichung meiner Schreibkarriere statt: meine Geschichte „Begegnung mit Schmutzfuß“ wurde in einem Reader abgedruckt, den der Klartext Verlag herausgab, weil Essen und das Ruhrgebiet damals Kulturhauptstadt Europas waren.

Meine guten Vorsätze bezüglich des professionellen Schriftstellerns sind einer nach dem anderen flöten gegangen, zuletzt der, das mit dem Schreiben sein zu lassen. Ich kann zwar nicht richtig mit, aber auch nicht ohne, so ist es eben: es gibt da 10 bis 100 Dinge, wegen derer man bleibt.

Also: Seit 2020 gibt’s wieder DIN A 5 Karteikästen mit Texten auf meinem Schreibtisch. Karteikästen? Ja logisch, so alte Leute wie ich haben es nicht mit dem Computer, denn der ganze Internetkrempelkram, den hat es ja in meiner Jugend nicht gegeben, und Papier, das ist doch was Reelles, und es ist auch in Himmelblau und Vanillegelb und Rosa zu bekommen, das haben alte Weiber gerne. – Nee, Scherz. Tatsächlich war ich 30 Jahre lang IT Consultant. In der Branche ist es nicht leicht, sich vor dem Computerkram zu drücken, obwohl ich es wirklich versucht habe. Ich bin nicht nur die Mutter von drei inzwischen erwachsenen Kindern, sondern auch die Schöpferin des Systems „IT gestützter Wassertopfbericht“, das im Jahr 1996 als Übergangslösung konzipiert wurde und bis kurz vor meiner Verrentung lief.

Was ich schreibe: Alltagstexte. Nicht mehr als höchstens 10 Seiten lang, meistens kürzer, denn ich trage sie seit 2021 regelmäßig im dortmunder Poetry Jam vor, Zeitgrenze 7 Minuten. Es sind seriöse Prosatexte trotz gelegentlichem Hang zum Kalauern. Sie reimen sich nicht.

Elke Tapper, 17. September 2023

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